Hormone im Trinkwasser abkochen - Was passiert?
Eine Frage treibt Verbraucher besonders stark um: Kann man Hormone im Trinkwasser abkochen oder macht diese Methode keinen Sinn? Der Zustand unseres Wassers wird durch viele Faktoren beeinflusst, nicht alle davon sind positiv. Neben Schadstoffen wie Pestizidrückstände aus der Landwirtschaft bereiten uns vor allem Hormone Sorgen. Für Hormone im Wasser sind Grenzwerte vorgegeben, die nicht immer eingehalten werden. Die einen versuchen, Hormone im Wasser zu vermeiden, die anderen möchten Hormone im Trinkwasser abkochen. Doch kann man damit wirklich die unerwünschte Hormonbelastung des Körpers vermeiden?
Hormone im Trinkwasser abkochen: sinnvoll oder nutzlos?
Genauer gesagt sind es nicht Hormone, sondern in 99 % aller Fälle hormonaktive Substanzen im Trinkwasser, die sich negativ auf unsere Gesundheit auswirken können. Infolge der industrialisierten Landwirtschaft ist unser Wasser immer stärker mit Schadstoffen belastet. Der Mensch ist heute von mehr als 1 Million synthetischer Substanzen umgeben. Lange Zeit war man der Auffassung, nur hohe Konzentrationen seien schädlich. Mittlerweile weiß man, dass auch niedrige Konzentrationen erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit haben können.
Wie gelangen Hormone ins Trinkwasser?
Arzneimittelrückstände und Hormone belasten unser Trinkwasser immer stärker. Dies kann auf verschiedene Weisen passieren:
➥ Alterung unserer Gesellschaft - ältere Menschen benötigen deutlich mehr Medikamente als jüngere. Die Substanzen gelangen durch die Ausscheidungen ins Grundwasser, etwa die Hälfte davon ist schädlich.
➥ falsche Entsorgung von Medikamentenresten. Auch die Gülle von Tieren in der Landwirtschaft ist mit hormonähnlichen Substanzen belastet. Diese können bei der Wasseraufbereitung nicht komplett herausgefiltert werden.
Hormone im Trinkwasser haben Auswirkungen
Hormone im Wasser können Erkrankungen hervorrufen, wie bereits mehrfach untersucht wurde. Die meisten Tests im Bereich Gewässer beziehen sich auf hormonähnliche Wirkung von chemischen Substanzen (endokrin wirksame Stoffe). Die haben vor allem Auswirkungen auf die Geschlechtshormone und erzeugen merkliche Schwankungen im Hormonhaushalt. Ein endokrin wirksamer Stoff kann beispielsweise anstelle eines natürlichen Hormons bestimmte Eiweiße bilden. Auch die Beeinträchtigung der Wirkung eines Hormons ist möglich und kann zu Funktionsstörungen und Defekten von Organen führen. Es gibt hunderte Chemikalien mit östrogener Wirkung (sie wirken wie das Geschlechtshormon Östrogen), aber auch Substanzen mit antiöstrogener Wirkung. Verständlich, dass Verbraucher wissen möchten, ob und womit ihr Trinkwasser eventuell belastet ist.
Hormone im Trinkwasser abkochen – hilft das?
Um die schädliche Wirkung von Hormonen im Trinkwasser zu eliminieren, ist es leider nicht möglich, das Trinkwasser abzukochen. In einigen Regionen ist es zwar durchaus sinnvoll, Trinkwasser vor dem Genuss zu kochen, doch Hormone im Trinkwasser lassen sich nicht abkochen. Gegen Bakterien und Keime ist Kochen jedoch sehr wirksam. Nicht ohne Grund empfiehlt das Umweltbundesamt, Mikroverunreinigungen und Arzneimittelrückstände aus dem Abwasser herauszufiltern. Die Technologie der Wasseraufbereitung in Kläranlagen reicht jedoch nicht aus, um Hormone gänzlich zu beseitigen. Aktuell werden neue Filteranlagen zur Mikroreinigung entwickelt.
In natürlichem Mineralwasser sind bis dato noch keine Rückstände von Hormonen gefunden worden. Ebenso wenig konnte bisher bewiesen werden, dass Hormone aus PET in die Flüssigkeit übergehen. Wer ganz sicher gehen möchte, sollte sein Leitungswasser im eigenen Haus zusätzlich filtern. Für die Zubereitung von Babynahrung wird grundsätzlich das Abkochen des Wassers empfohlen, auch wenn Sie damit keine Hormone im Trinkwasser abkochen werden.
Referenzen:
1) Umweltbundesamt: Trinkwasser
2) Umweltbundesamt: Wasser - Arzneimittelstoffe